Die 1. Damenmannschaft des Crefelder HTC muss sich an einen neuen Trainer gewöhnen. Denn Sebastian Folkers, der mit diesem Team zweimal einen Aufstieg feiern konnte (Halle 1. Liga / Feld 2. Liga), zieht es in die Landeshauptstadt zum Düsseldorfer HC. Er reicht das Zepter weiter an den 51-jährigen André Schiefer. Der hat viel erlebt mit „seinem“ Hockeysport, nur ein Damenteam hat er noch nie verantwortlich gecoacht. „Ich bin schon deutlich über 20 Jahre in diesem Geschäft und ich fühle mich immer noch sehr wohl dabei, aber als Damentrainer ist das hier beim CHTC eine Premiere für mich. Allerdings war ich schon einmal Trainer einer Mädchenmannschaft und das hat mir eine Menge Spaß gemacht. Ich lasse das erstmal auf mich zukommen und freue mich total auf die neue Aufgabe“.

In der letzten Saison war Andre Schiefer noch Coach des Männer-Regionalligateams beim Club Raffelberg. Jetzt folgt also die Damen-Zweitligamannschaft in Krefeld. Wer den akribischen Arbeiter Andre Schiefer kennt, weiß, dass er sich mit vielen Gesprächen auf seine neue Aufgabe vorbereitet hat. „Mir ist schon bewusst, dass Frauen teilweise etwas empfindlicher sind was Ansprachen angeht und da muss ich, glaube ich, meinen Weg noch finden. Ich glaube nicht, dass es ein Patentrezept gibt. Das muss man mit der Zeit rausfinden, ich bin auch ein bisschen aufgeregt über das, was da auf mich zukommt“, erzählt Andre Schiefer. Sein beruflicher Background kommt ihm bei seiner Tätigkeit als Trainer zu Gute. Denn seit mehr als 20 Jahren ist er als Lehrer fast ausschließlich in der Oberstufe tätig, das heißt die richtige Ansprache älterer Jugendlicher gehört zu seinem täglichen Geschäft. Seine Frau übrigens bescheinigt ihm, im Umgang mit Frauen viel Geduld an den Tag zu legen. „Genau da habe ich schon mal ein dickes Plus“, ist sich Andre Schiefer sicher.

Die 2. Damenmannschaft des Crefelder HTC steht vor ihrer zweiten Saison als Zweitligist. Die erste Spielzeit ist mit einem tollen vierten Tabellenplatz zu Ende gegangen. Wie schaut es aus? Welches Saisonziel hat man sich auf die Fahne geschrieben? Ist es der Klassenerhalt, zumal ja immer gesagt wird, das zweite Jahr in einer neuen Liga wäre das schwerste, um den Abstieg zu vermeiden. „Ich habe mit dem Vorstand noch nicht konkret über Ziele gesprochen, da werden wir erst noch Gespräche führen müssen“, so Andre Schiefer. „Ich mache es eigentlich immer so, dass ich mit den Mannschaften zusammen das Ziel erarbeite. Die Mädels haben, denke ich, ein Gespür dafür, was drin ist. Ich glaube, wir werden gemeinsam ein Ziel finden. Es wäre schon vermessen, jetzt zu sagen, dass wir unbedingt aufsteigen wollen. Zumal wir mehr Ab- als Zugänge haben. Wir gehen an die Sache ran, indem wir es so gut machen wollen, wie wir können und wenn dabei ein oberer Platz rausspringt, ist es schön, und wenn es für ganz oben reichen sollte, nehmen wir das auch mit“.

Wer in der Hockey-Vita von Andre Schiefer recherchiert stellt fest, dass der Crefelder HTC kein Neuland für den „Gladbacher Jung“ ist. Kurz nach seiner Bundeswehrzeit heuerte er beim CHTC an. „Beim Bund habe ich damals Elmar Heyer und Daniel Ebers kennen gelernt. Wir haben uns so gut verstanden, dass ich zwangsläufig hier in Krefeld gelandet bin und dann ganz tolle Jahre hier verbracht habe. Den Verein buche ich bei mir ab als wirklich netten Club mit vielen netten Menschen und deswegen freue ich mich auch besonders auf die kommende Zeit“, lacht Andre Schiefer.

André Schiefer ist ein waschechter Niederrheiner und passt auch deshalb genau ins Anforderungsprofil eines Trainers für Krefeld. In Rheydt und Mönchengladbach hat
er gespielt, bei beiden Vereinen war er als Trainer tätig und er hat auch erfolgreiche Spuren bei Schwarz-Weiß Neuss hinterlassen. Dort ein paar Mal aufgestiegen, und
zwar aus der 5. Liga bis ganz nach oben. Das sind natürlich Dinge, die prägen. „Ich erinnere mich, als ich hier in der Bundesliga gespielt habe, bin ich über Umwege
angesprochen worden, ob ich nicht Neuss trainieren möchte. Ich habe mit denen in der Fünften Liga angefangen, Feld und Halle, und bin mit dem Team dann Step by
Step so oft aufgestiegen, dass ich irgendwann in der Zweiten Liga gesagt habe, das lässt sich nicht mehr vereinbaren, dass ich regelmäßig in der Ersten Liga spiele und
nebenbei noch eine Mannschaft trainiere, die in der Zweiten Liga spielt. Dann bin ich dort Spielertrainer geworden. Insgesamt war ich acht Jahre in Neuss und das war
auch eine wunderschöne Zeit. Aber jetzt bin ich hier und konzentriere mich auf den Job in Krefeld.

Begonnen hat Andre Schiefer seine Hockey-Karriere in Rheydt, bevor er als 17-jähriger zum Gladbacher HTC wechselte. Parallel dazu begann seine Zeit als Nationalspieler. „Im Nationaltrikot bin ich Junioren-Europa- und Weltmeister geworden. Im A-Kader habe ich eine Champions Trophy gespielt. Den Sprung in den
Olympia-Kader 1992 habe ich leider verpasst, erzählt Andre Schiefer. „Eigentlich schade, denn das ist das Größte, was man in seiner Karriere erreichen kann. Aber ich bin trotzdem zufrieden mit dem, was ich im Hockey erlebt habe und kann nicht sagen, dass ich unglücklich wäre“.

Bliebe noch zu klären, warum Andre Schiefer ausgerechnet Hockey zu seinem Sport gemacht hat. Schnell ist klar, dass seine Familie und besonders der Vater dabei eine
herausragende Rolle gespielt hat. Der hat in seiner Heimatstadt Bochum Tischtennis gespielt und hat es bis zum Stadtmeister gebracht. Dann zog Familie Schiefer nach
Mönchengladbach. „Meine Eltern haben dann um die Ecke hockeyspielende Kinder beobachtet und sagten sich: das ist mal ’ne tolle Sportart, mal was anderes als
Fußball. Und da haben sie meinen Bruder und mich recht schnell beim Rheydter Spielverein angemeldet“, blickt Andre Schiefer zurück in seine Kindheit. Weil beim
Rheydter SV akuter Trainermangel herrschte wurde Andres Vater schnell auch sein erster Trainer. „Er hatte logischerweise keine Ahnung vom Hockey, woher auch? Aber er hat diese Gruppe halt trainiert und für den nötigen Spaß und den Zusammenhalt gesorgt“, berichtet Andre Schiefer weiter. „Mein Vater ist vor kurzem verstorben, und wir haben nach der Beerdigung mit ganz vielen aus meiner alten Mannschaft bei einem Bierchen zusammengesessen und über die alten Zeiten gesprochen. Ich finde es unglaublich, dass so eine Mannschaft so lange den Kontakt hält. Und das interessante daran ist, man spricht heute immer über Taktik, Technik, es werden Videos gemacht, es gibt den Co-Trainer mit Headset… Sicher, diese Entwicklung finde ich gut. Aber das Entscheidende ist die Leidenschaft! Das hat mein Vater uns so beigebracht. Meine ganze Jugend über, bis zu meinem Wechsel zum GHTC, war er mein Trainer“.

Nicht nur Andre Schiefer hat eine Vergangenheit beim Crefelder HTC. Auch seine Frau erinnert sich gerne an ihre Krefelder Zeit. „Damals hieß sie noch Stefanie Krauß. Sie war ebenfalls Hockeynationalspielerin. Sie hat zwei Kinder aus der ersten Ehe und wir haben einen gemeinsamen Sohn. Der Kleinste spielt im Gladbacher HTC. Die Größte spielt in Mülheim und der mittlere Sohn spielt Fußball bei Borussia Mönchengladbach“, berichtet Andre Schiefer. Also, die Schiefers sind eine Sportlerfamilie durch und durch. „So kann man das sagen“, lächelt Andre Schiefer. „Aber das Wichtigste ist, dass es Ihnen Spaß macht. Wir pushen die Kinder nicht mit Nachdruck. Wichtig ist, dass es ihnen Spaß macht und dass es so gut funktioniert, ist umso schöner“ so Andre Schiefer weiter.

Und man kann hier beim CHTC ja noch eine Menge mit den Damen erreichen. Ein Fernziel ist doch wohl der Aufstieg in die Erste Liga. „Ja, ich denke schon. Mit dem
Hintergrund, den der Club hat, mit dem, was Dirk Wellen aufgebaut hat, gibt es schon die Chance, dass sich so was entwickeln kann. Da ist der Club auf einem guten Weg und ich möchte den Verein dabei unterstützen und begleiten. Ich hoffe, dass es von Anfang zwischen uns passt und hoffe auf viele Jahre gemeinsam mit den Damen und dem CHTC“ sagt Andre Schiefer zum Abschluss.